sonne
allgemein
Stern, der das Gravitationszentrum unseres Sonnensystems bildet. Die von
der Sonne abgestrahlte elektromagnetische Energie ermöglicht direkt oder
indirekt alle Lebensvorgänge auf der Erde, vor allem das Pflanzenwachstum
als Grundlage unserer Ernährung und Energiegewinnung.
Die Sonne bietet dank ihrer relativen Nähe einzigartige Möglichkeiten
zur Erforschung der Sterne. Der nächste Stern außerhalb unseres
Sonnensystems ist 4,3 Lichtjahre entfernt; das entspricht
4 × 1013 Kilometern. Hier ein paar wichtige Daten:
Abstand von
der Erde
Minimum
147100000 km
Maximum
152100000 km
Duschschnitt 150000000 km |
Durchschnittstemeraturen
Im
Zentrum
16000000 K
In der
Photosphäre
6000 K
An der
Penumbra
5500 K
In
Sonnenflecken
4500 K
In der Korona
800000 bis 3000000 K |
Typische Größe
der ...
Granulen
Supergranulen
Sonnenflecken
|
Größe und
solare Strahlung
Radius
696000 km
Masse
1,99 * 10 exp 30 kg
solare Strahlung 3,80 * 10 exp 23 kW
Volumen
1,41 * 10 exp 18 m |
Spektraltyp
G2 |
Chemische Zusammensetzung
Wasserstoff, Helium und 2% schwere Metalle |
geschichtliches
zur sonnenbeobachtung
Die überragende
Bedeutung der Sonne für alle Lebensvorgänge wurde vom Menschen von
Anbeginn erkannt. Entsprechend wurde die Sonne kultisch verehrt, als
Gottheit angebetet und in vielerlei Gestalt versinnbildlicht. Früh wurde
auch ihr regelmäßiger Gang beobachtet und gedeutet, besonders Ereignisse
wie Sonnenwenden, Tagundnachtgleichen sowie Verfinsterungen. Die erste
historisch dokumentierte Sonnenfinsternis, am 15. Juni 763 v. Chr.,
wurde in Babylonien registriert.
Chinesische Astronomen erkannten um das Jahr 200 v. Chr. mit bloßem
Auge einige Sonnenflecken. 1611 verwendete Galileo Galilei das kurz zuvor
erfundene Teleskop, um diese Flecken systematisch zu beobachten. Diese
Wiederentdeckung markiert den Beginn der wissenschaftlichen
Sonnenforschung.
1814
untersuchte Joseph von Fraunhofer die Sonnenstrahlung mit Hilfe des
Spektroskops (siehe Spektroskopie). Das Spektrum des Sonnenlichtes
war schon 1666 Gegenstand der Forschungen des englischen Mathematikers und
Physikers Isaac Newton gewesen. Doch erst die Genauigkeit von Fraunhofers
Arbeiten ermöglichte erste Ansätze zur Erklärung der Sonnenatmosphäre.
Ein Teil der
von der sichtbaren Sonnenoberfläche (der Photosphäre) emittierten
Strahlung wird durch Gas absorbiert, das sich direkt darüber befindet und
etwas kühler ist. Dabei werden aber nur bestimmte Wellenlängen
absorbiert, je nachdem welche Elemente in der Sonnenatmosphäre vorliegen.
1859 entdeckte Gustav Kirchhoff, dass einige schwarze Linien (fehlende
Wellenlängen) im Fraunhoferschen Sonnenspektrum auf die Absorption von
Strahlung durch die Atome bestimmter Elemente zurückzuführen sind. Damit
war erkannt, dass man bestimmte Informationen über Himmelskörper aus der
Beschaffenheit des von ihnen emittierten Lichtes ableiten kann. Das war
die Geburtsstunde der Astrophysik.
Zu den
Fortschritten der Sonnenphysik trug die Entwicklung des
Spektroheliographen bei, mit dem die Sonnenoberfläche in einem ausgewählten,
engen Spektralbereich photographisch aufgenommen werden kann. Der
Koronograph erlaubt die Untersuchung der Sonnenkorona. Mit dem
Magnetographen, 1948 von dem Astronomen Horace W. Babcock erfunden,
wird die Magnetfeldstärke über der Sonnenoberfläche gemessen. Die
Entwicklung von Raketen und Satelliten ermöglichte es, aus Umlaufbahnen
um die Erde Strahlungen zu untersuchen, die aufgrund ihrer Wellenlänge in
der Erdatmosphäre absorbiert werden, also die Observatorien auf der
Erdoberfläche nicht erreichen. Zu den im Weltraum eingesetzten Geräten
gehören heute Koronographen, Teleskope und Spektrographen, die in den
Bereichen der Ultraviolettstrahlung und der Röntgenstrahlung arbeiten. Siehe
Raumforschung.
zusammensetzung
und aufbau
Die pro
Zeiteinheit von der Sonne abgestrahlte Energie ist fast konstant, sie ändert
sich im Verlauf mehrerer Tage höchstens um einige Zehntel Prozent. Die
Energie wird im Inneren der Sonne erzeugt. Wie die meisten Sterne besteht
die Sonne vor allem aus Wasserstoff (71 Prozent Wasserstoff, 27 Prozent
Helium und zwei Prozent schwerere Elemente). Nahe des Sonnenzentrums
herrscht eine Temperatur von ungefähr 16 Millionen Kelvin. Die
Dichte ist hier rund 150mal höher als die von Wasser. Die Protonen (Kerne
des Wasserstoffatomes) reagieren im Sonneninneren miteinander: Sie gehen
eine Kernfusion ein, d. h. sie verschmelzen miteinander (siehe
Kernenergie). Das Ergebnis einer Kette mehrerer Einzelreaktionen ist das
Verschmelzen von je vier Protonen zu einem Heliumkern, wobei Energie in
Form von Gammastrahlung abgegeben wird. In jeder Sekunde reagieren 650 Millionen
Tonnen Wasserstoffatome zu Helium. Die dabei freigesetzte Energie
entspricht einer Energiemenge, wie sie bei der Explosion von hundert
Milliarden 1-Megatonnen-Wasserstoffbomben entstünde. Das nukleare
„Brennen" des Wasserstoffes im Sonnenkern erstreckt sich auf einen
Bereich, der rund ein Viertel des Sonnenradius ausmacht.
Die im Kern
erzeugte Energie legt nun den größten Teil des Weges zur Oberfläche als
Strahlung zurück. Die entsprechende Zone – sie nimmt etwa drei Viertel
des Sonnendurchmessers ein – heißt Strahlungszone. In der anschließenden
Konvektionszone, die etwa ein Zehntel des Durchmessers ausmacht, wird die
Energie durch turbulente Mischung der Gase übertragen. Die sogenannte
Photosphäre ist die oberste, mit 400 Kilometern Dicke relativ dünne
Schicht der Konvektionszone. Anzeichen für die hier herrschende Turbulenz
sind beim Beobachten der Photosphäre und der unmittelbar darüber
liegenden Sonnenatmosphäre zu erkennen.
Turbulenzzellen
in der Photosphäre verleihen der Sonnenoberfläche ein geflecktes
Aussehen. Man spricht hier von der solaren Granulation („Körnung").
Jede der Granulen hat einen Durchmesser von 200 bis 1 800 Kilometer.
Die Granulenstruktur ist ständig vorhanden, doch existieren die einzelnen
Granulen maximal zehn Minuten lang. Es liegt auch ein viel größeres
Konvektionsmuster vor; dieses wird durch die Turbulenzen hervorgerufen,
die sich tiefer in die Konvektionszone erstrecken. Dieses
Supergranulationsmuster enthält Zellen, die etwa einen Tag lang
existieren und einen mittleren Durchmesser von 30 000 Kilometer
haben.
Aufbau der sonne
sonnenflecken
George Ellery
Hale entdeckte 1908, dass Sonnenflecken starke Magnetfelder aufweisen. Ein
typischer Sonnenfleck hat eine Magnetfeldstärke von rund 0,25 Tesla.
Zum Vergleich: Das Erdmagnetfeld weist weniger als 0,0001 Tesla auf.
Sonnenflecken treten oft gruppenweise auf, wobei ihre Magnetfelder am östlichen
und westlichen Rand der Gruppe entgegengesetzte Richtungen haben, und zwar
zum Sonneninneren hin bzw. von ihm weg. Zumindest seit dem frühen 18. Jahrhundert
ist bekannt, dass die Anzahl der Sonnenflecken innerhalb von etwa elf
Jahren, dem Sonnenfleckenzyklus, ab- und wieder zunimmt. Die mit den
Sonnenflecken verknüpfte komplizierte magnetische Struktur wurde aber
erst entdeckt, nachdem das Magnetfeld der Sonne nachgewiesen war. Die
Sonnenflecken auf der nördlichen Sonnenhalbkugel sind magnetisch
umgekehrt gepolt wie die entsprechenden Flecken auf der Südhalbkugel.
Wenn ein neuer Elf-Jahres-Zyklus beginnt, kehren sich diese
Magnetfeldrichtungen auf jeder Halbkugel um. Damit dauert ein kompletter
Sonnenfleckenzyklus, unter Berücksichtigung der Magnetfeldpolarität,
etwa 22 Jahre. Die zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhandenen
Sonnenflecken treten übrigens auf jeder Halbkugel jeweils auf der
gleichen Breite auf. Diese bewegt sich jeweils innerhalb einer Zone von
etwa 45° hin zu etwa 5° Sonnenbreite.
Sonnenflecken
Jeder
Sonnenfleck existiert höchstens einige Monate lang. Daher spiegelt der
22-Jahres-Zyklus Vorgänge wider, die tief im Inneren der Sonne ablaufen
und relativ lange andauern. Man kennt die Zusammenhänge noch nicht sehr
genau, vermutet aber, dass der Zyklus von der Wechselwirkung des
Sonnenmagnetfeldes mit den äußeren Schichten der Konvektionszone herrührt.
Diese Wechselwirkungen werden außerdem durch die Sonnenrotation beeinflusst,
die nicht in allen Breiten gleich schnell ist. Die Sonne dreht sich an
ihrem Äquator in 27 Tagen einmal um ihre Achse, aber an den Polen in
31 Tagen.
magnetfeld
Es sind vor allem
starke, lokale Magnetfelder, die zu den Phänomenen in der äußeren
Sonnenatmosphäre beitragen. Beispielsweise drückt die weiträumige
Turbulenz in der Konvektionszone das Magnetfeld innerhalb und dicht
oberhalb der Photosphäre an die Ränder der Supergranulationszellen. Die
Strahlung aus dem Bereich oberhalb der Photosphäre, das ist die Chromosphäre,
läßt deutlich verschiedene Strukturen erkennen. Innerhalb der
Supergranulationszone schießt Gas in flammenähnlichen Spitzen mit
Geschwindigkeiten von 20 bis 50 Kilometern in der Sekunde und
innerhalb von zehn Minuten bis 10 000 Kilometer hoch in die
Chromosphäre empor. Diese sogenannten Spikulen entstehen durch die
gemeinsame Wirkung der Turbulenz und von Magnetfeldern an den Rändern der
Supergranulationszellen.
In der Nähe der Sonnenflecken ist die Strahlung der Chromosphäre
einheitlicher. Man spricht hier von den aktiven Regionen. Die umliegenden
Gebiete nennt man Plages (chromosphärische Fackeln); sie haben eine
breite Verteilung der chromosphärischen Emission. Die aktiven Regionen
sind auch die Orte der chromosphärischen Eruptionen („Flares"),
verursacht durch die sehr schnelle Freisetzung von Energie, die im
Magnetfeld gespeichert ist. Den Ablauf konnte man noch nicht vollständig
aufklären. Zu den Phänomenen, die in Begleitung der Flares auftreten,
gehören Veränderungen des Magnetfeldes, eine intensive Strahlung (Röntgen-
und Radiowellen) sowie der Auswurf hochenergetischer Teilchen, die
teilweise auch die Erde erreichen können. Hier führen sie zu Störungen
des Funkverkehrs und auch zu atmosphärischen Erscheinungen wie dem
Polarlicht (siehe Aurora).
korona
Die Korona
ist die äußere Sonnenatmosphäre, die sich einige Sonnenradien weit in
den Raum erstreckt. Alle ihre Merkmale werden wesentlich vom Magnetfeld
bestimmt. Der größte Teil der Korona enthält riesige heiße Gasbögen.
Dabei befinden sich kleinere Bögen in den aktiven Regionen und größere
zwischen diesen.
Dichteverteilung der Sonnenkorona
In den
vierziger Jahren stellte man fest, daß die Korona viel heißer als die
Photosphäre ist. Die Photosphäre (die sichtbare Oberfläche der Sonne)
hat eine Temperatur von nahezu 6 000 Kelvin. In der Chromosphäre,
die sich über einige tausend Kilometer oberhalb der Photosphäre
erstreckt, beträgt die Temperatur knapp 30 000 Kelvin und
steigt in ihren oberen Teilen sogar auf über 100 000 Kelvin an.
In der Korona jedoch, die vom oberen Rand der Chromosphäre weit in den
Raum hinausreicht, herrscht eine Temperatur von mehreren Millionen Kelvin.
Zur Aufrechterhaltung dieser hohen Temperatur muß der Korona Energie
zugeführt werden.
Korona bei Sonnenfinsternis beobachtet
Den
Mechanismus dieser Energiezufuhr aufzuklären, ist eines der klassischen
Probleme der Astrophysik. Bisher konnte es nicht gelöst werden, sondern
es wurden nur viele Möglichkeiten erwogen. In jüngster Zeit ergab sich
aus Beobachtungen mit Hilfe von Raumsonden, daß die Korona eine
Ansammlung magnetischer Schleifen darstellt. Wie diese aufgeheizt werden,
bedarf noch der Klärung.
Das Magnetfeld in der Korona kann auch kühleres Material über der
Sonnenoberfläche festhalten, das aber höchstens einige Tage hier überdauern
kann. Solche Phänomene sind während einer Sonnenfinsternis oder mit
speziellen Instrumenten zu beobachten, und zwar in Form sogenannter
Protuberanzen. Häufig sinken sie wieder in sich zusammen, zuweilen
schleudern sie aber Gase in den Raum.
sonnenwind
In einem Abstand
von ein bis zwei Sonnenradien von der Oberfläche ist das Magnetfeld der
Korona stark genug, um das heiße, gasförmige Material in Form großer Bögen
oder Ringe festzuhalten. In größerer Entfernung von der Sonne ist das
Magnetfeld schwächer, und die Gase der Korona können das Magnetfeld
gewissermaßen in den Raum hinausdrücken. Dabei strömt das Gas über
weite Strecken entlang der Feldlinien, und der gleichbleibende, aus der
Korona austretende Strom seiner Teilchen bildet den sogenannten
Sonnenwind. Er hat seinen Ursprung in den koronalen Löchern. Das sind
Gebiete, in denen die Temperatur und die Dichte geringer als in den übrigen
Teilen der Korona ist. Demnach ist hier die Strahlung schwächer. Der
Sonnenwind aus großen koronalen Löchern kann einige Monate lang anhalten
und ist normalerweise stark. Wegen der Rotation der Sonne werden diese
Regionen von der Erde aus alle 27 Tage erneut sichtbar. Zu den
Auswirkungen des Sonnenwindes gehören Störungen des Erdmagnetfeldes.
die entwicklung
der sonne
Informationen
über die Vergangenheit und die Zukunft der Sonne kann man aus
theoretischen Modellen des Aufbaus der Sterne ableiten. In ihren ersten 50 Millionen
Jahren schrumpfte die Sonne auf ungefähr ihre derzeitige Größe
zusammen. Durch die Kontraktion des Gases wurde Gravitations-Energie frei,
die das Innere erhitzte. Sobald hier eine bestimmte Temperatur erreicht
war, kam die Kontraktion zum Erliegen, und im Kern setzte das nukleare
„Brennen" des Wasserstoffes zu Helium ein. Seit etwa 4,5 Milliarden
Jahren befindet sich die Sonne in diesem Stadium ihrer Entwicklung
Entwicklung
der Sonne
Im Sonnenkern
ist noch genug Wasserstoff vorhanden, um den gegenwärtigen Zustand für
weitere 4,5 Milliarden Jahre aufrechtzuerhalten. Wenn der
Wasserstoffvorrat einmal erschöpft ist, werden gravierende Veränderungen
eintreten: Die äußeren Schichten werden sich ausdehnen, und zwar bis zur
Umlaufbahn der Erde oder noch darüber hinaus. Die Sonne wird also zu
einem Roten Riesen, der an der Oberfläche etwas kühler als jetzt ist,
aber – wegen der enormen Größe – rund 10 000mal heller. Die
Erde wird vermutlich nicht „verschluckt", sondern vorher auf einer
Spiralbahn nach außen geschleudert; der Grund hierfür wäre eine Abnahme
der Sonnenmasse. Die Sonne wird danach nur etwa eine halbe Milliarde Jahre
lang ein Roter Riese bleiben, in dessen Kern eine Folge von Kernreaktionen
abläuft (das „Heliumbrennen"). Ihre Masse ist dabei nicht groß
genug, um weitere Zyklen von Kernreaktionen zu durchlaufen, die zu einer
kataklysmischen Explosion führen würden, wie sie bei manchen Sternen
eintritt. Nach dem Stadium des Roten Riesen wird die Sonne zu einem Weißen
Zwerg zusammenfallen, ungefähr so groß wie die Erde. Während der
folgenden einigen Milliarden Jahre wird sie langsam abkühlen.
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