mars (planet)
allgemein
Der nach dem römischen Kriegsgott benannter Planet. Vergleicht man die
Abstände der Planeten zur Sonne, so steht Mars an vierter Stelle. Er
besitzt die drittgrößte Masse unter den Planeten im Sonnensystem. Der
rote Planet hat zwei kleine, von Kratern tief durchfurchte Monde, Phobos
und Deimos. Viele Astronomen glauben, daß sie asteroidenähnliche Objekte
sind, die vom Mars bereits in einem frühen Entwicklungsstadium
eingefangen wurden. Phobos hat einen Durchmesser von 21 Kilometern,
Deimos einen von nur etwa zwölf Kilometern.
|
Abstand von
der Sonne
kleinster:
mittlerer:
grösster:
Entfernung von der Erde
kleinster:
grösster:
Masse (Erde=1):
Radius (Erde=1):
Dichte (Wasser=1):
|
20660000 km
22790000 km
24920000 km
55700000 km
399000000 km
0,11
0,53
53,9
|
|
Umlaufbahn/Rotation
Rotationszeit:
Sonnenumlaufzeit:
Neigung der Bahn:
Bahnexzentrität:
Temperaturen:
Anzahl Monde:
Atmosphäre:
|
24,6 Stunden
1,88 Jahre
1,85°
0,09
-87°C - 17°C
2
Kohlendioxid,
Stickstoff,
Argon,
Sauerstoff,
Wasserdampf,
Krypton,
Xenon |
erscheinungsbild
von der erde aus
Betrachtet man den
Mars ohne ein Teleskop, dann erscheint er dem Beobachter als rötliches
Gebilde mit beträchtlich schwankender Helligkeit. An der erdnahesten
Stelle (55 Millionen Kilometer) ist der Mars nach Venus das hellste
Objekt am Nachthimmel. In dieser Position ist der Mars am besten sichtbar,
wenn er sich zusätzlich in Opposition befindet – also der Sonne direkt
gegenübersteht. Etwa alle 15 Jahre treten diese günstigen
Bedingungen auf. In diesem Falle erreicht der Planet außerdem sein
Perihel (seine sonnennächste Position).
Durch ein Teleskop kann man beobachten, daß der Mars helle orangefarbene
Bereiche und dunklere, blaßrote Gebiete hat, deren Grenzen und Tönungen
sich mit den Marsjahreszeiten ändern. (Aufgrund seiner Achsneigung und
der Ungleichförmigkeit seiner Umlaufbahn hat der Mars kurze,
verhältnismäßig warme Sommer auf der Südhalbkugel und lange,
verhältnismäßig kalte Winter auf der Nordhalbkugel.) Die rötliche
Farbe des Planeten stammt von stark oxydiertem Material auf seiner
Oberfläche. Die dunklen Bereiche scheinen aus grobem, felsartigem
Material zu bestehen.
Die helleren Gebiete bestehen vermutlich aus ähnlichen, aber stärker
verwitterten Gesteinsbrocken und enthalten offenbar mehr feine,
staubkörnchengroße Teilchen als die dunklen Bereiche. Weitverbreitet
scheint das auf der Erde recht seltene Mineral Skapolith zu sein, das
möglicherweise als Speicher für Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre
fungiert.
Die Polarregionen des Planeten sind von deutlich sichtbaren weißen Kappen
geprägt. Ganz offensichtlich bestehen sie aus Schnee oder Eis. Ihr
Jahreszeitenzyklus wurde seit fast zwei Jahrhunderten beobachtet. In jedem
Marsherbst bilden sich helle Wolken über dem jeweiligen Pol. Unter der
sogenannten polaren Haube setzt sich im Herbst und Winter eine dünne
Kappe Kohlendioxidschnee ab. Gegen Ende des Winters kann es passieren,
daß sich die Kappe bis auf 45° geographischer Breite ausdehnt. Am Ende
der langen Polarnacht löst sich im Frühling die polare Haube auf und
legt die Schneekappe frei. Die Grenze der Kappe zieht sich polwärts
zurück, da die Sonne den angesammelten Schnee verdunsten läßt. In der
Mitte des Sommers hört das Zurückweichen der sich alljährlich bildenden
Kappe auf und eine helle Ablagerung aus Schnee und Eis überdauert die
Zeit bis zum darauffolgenden Herbst. Man glaubt, daß diese verbleibenden
Polarkappen vorwiegend aus gefrorenem Wasser bestehen. Am Südpol ist die
Kappe etwa 300 Kilometer und am Nordpol ungefähr
1 000 Kilometer breit. Ihre exakte Schichtdicke ist zwar nicht
bekannt, aber sie dürften Eis und gefrorene Gase mit insgesamt mindestens
zwei Kilometer Mächtigkeit enthalten.
beobachtung
durch raumsonden
Zu diesen genauen
Kenntnissen über den Mars gelangte man im Verlauf von sechs Missionen
unbemannter amerikanischer Raumsonden in der Zeit von 1964 bis 1976. Die
ersten Bilder vom Mars wurden 1964 vom Mariner 4 aufgenommen. Weitere
Informationen brachten die Vorbeiflugmissionen von Mariner 6 und 7 im
Jahre 1969. Der erste Mars-Orbiter, Mariner 9, startete 1971. Die
Sonde untersuchte den Planeten fast ein Jahr lang, wodurch die
Planetenwissenschaftler das erste umfassende Bild von dem Planeten und die
ersten detaillierten Aufnahmen von seinen zwei Monden erhielten. 1976
landeten Viking I und II erfolgreich auf dem Mars und führten
die ersten unmittelbaren Untersuchungen der Atmosphäre und der
Oberfläche durch. Viking II stellte im April 1980 seinen
Betrieb ein. Viking I arbeitete bis November 1982. Zur Viking-Mission
gehörten auch zwei Orbiter, die den Planeten fast zwei Marsjahre lang
untersuchten. 1988 entsandte die damalige Sowjetunion zwei Raumsonden, die
auf dem Mond Phobos landen sollten. Beide Missionen schlugen fehl,
allerdings übermittelte die eine Sonde noch einige Daten und Aufnahmen,
bevor der Funkkontakt abbrach.
atmosphäre
Die Atmosphäre des
Mars besteht hauptsächlich aus Kohlendioxid (95 Prozent), Stickstoff
(2,7 Prozent), Argon (1,6 Prozent), Sauerstoff
(0,2 Prozent). Der verbleibende Rest enthält Spuren von Wasserdampf,
Kohlenmonoxid und Edelgasen (wie Krypton und Xenon). Der durchschnittliche
Druck an der Oberfläche beträgt etwa 0,6 Prozent des Druckes auf
der Erde. Er entspricht damit dem Druck, der in der Erdatmosphäre in
einer Höhe von 35 Kilometern herrscht. Abhängig von der Tageszeit,
der Jahreszeit und dem Breitengrad schwanken die Temperaturen. Im Sommer
können die Temperaturen einen Höchstwert von 17 °C erreichen, aber
die täglichen Durchschnittstemperaturen an der Oberfläche übersteigen
den Wert von -33 °C nicht. Da die Atmosphäre so dünn ist, sind
tägliche Temperaturschwankungen von 100 °C nicht außergewöhnlich.
In Polnähe, bis zu 50° geographischer Breite, bleiben die Temperaturen
den ganzen Winter über so niedrig (weniger als -123 °C), so daß
der Hauptbestandteil der Atmosphäre (Kohlendioxid) gefriert. Abhängig
vom Jahreszeitenzyklus der Polarkappen, schwankt der Druck um etwa
30 Prozent des Durchschnittswertes.
Zu bestimmten Jahreszeiten sind einige Gebiete auf dem Mars starken Winden
ausgesetzt. Diese sind stark genug, größere Mengen Sand und Staub bis in
die Atmosphäre zu verwirbeln. Zwischen Frühlingsende und Sommeranfang
kommt es auf der südlichen Halbkugel zu einem wichtigen Wettervorgang.
Dann befindet sich der Mars nahe dem Perihel, und die südlichen
Breitengrade in der Nähe des Äquators sind am stärksten erwärmt. Es
kommt zu Staubstürmen, von denen einige planetenumspannende Ausmaße
annehmen. Dadurch verdunkelt sich die Planetenoberfläche für Wochen oder
gar Monate.
oberfläche
und planeteninneres
Die Oberfläche des
Mars kann in zwei etwa halbkugelförmige Bereiche geteilt werden, indem
man einen Kreis zieht, der etwa 30° zum Äquator neigt. Die südliche
Hälfte besteht aus sehr altem, von Kratern durchzogenen Gelände, das in
der frühesten Entwicklungszeit des Planeten entstand. Zu jener Zeit war
der Mars deutlich intensiverem Beschuß durch Meteore ausgesetzt, als das
heute der Fall ist. Mittlerweile gingen beträchtliche Abtragungs- und
Auffüllungsprozesse vor sich, die sich selbst bei den größten Kratern
vollzogen.
Die nördliche Hälfte des Mars ist wesentlich weniger von Kratern
zerklüftet. Sie entstand vermutlich durch vulkanische Aktivitäten. Man
konnte zwei Hauptzentren ehemaliger vulkanischer Aktivität feststellen:
das Elysiumplateau und die Tharsisregion. Im Tharsisgebiet befindet sich
der größte bekannte Vulkan des Sonnensystems: der Olympus Mons. Dieser
Schildvulkan erreicht eine Höhe von fast 27 Kilometern und hat einen
Durchmesser von 600 Kilometern. Zur Zeit gibt es keine Hinweise
dafür, daß irgendwo auf dem Planeten Vulkane aktiv sind.
Verwerfungen sind auf dem Mars weitverbreitet. Sie lassen auf Merkmale
schließen, die zu Bruchlinien in der Planetenkruste führten.
Großflächige Kompressionen haben scheinbar nicht stattgefunden.
Insbesondere fehlen die auf der Erde häufigen Faltengebirge, was darauf
hindeutet, daß es nicht oder nur kaum zu einer Plattentektonik kam.
Offensichtlich war die Marskruste in der Vergangenheit dicker und die
Temperaturen auf seiner Oberfläche waren auch damals viel niedriger als
auf der Erde. Bei dem Steilabbruch nahe des Marsäquators könnte es sich
um eine Erdrutschverwerfung handeln. Dies wäre ein Beleg dafür, daß auf
dem Mars doch plattentektonische Vorgänge stattgefunden haben.
Die bei weitem aufsehenerregendsten Entdeckungen sind die Kanäle, die
oberflächlich betrachtet den Tälern ausgetrockneter Flußläufe ähneln.
Davon gibt es zwei Hauptformen. Die großen Kanäle wurden möglicherweise
durch die flutähnliche Freisetzung riesiger Mengen flüssigen Wassers aus
Gebieten mit zerfallenem, zerklüftetem Gelände gebildet. Die meisten
dieser Kanäle führen von der höhergelegenen südlichen zu niedriger
gelegenen Regionen auf der nördlichen Halbkugel. Unklar ist immer noch
die Ursache für das auf einige Stellen begrenzte Schmelzen des damaligen
Grundeises in den Quellgebieten.
Außer den großen Ausflußkanälen gibt es zahlreiche kleine kanalartige
Einschnitte, die vermutlich durch Erosion entstanden. In der heutigen Zeit
ist kein flüssiges Wasser auf der Planetenoberfläche vorhanden. Die
Kanäle lassen sich als Beleg dafür betrachten, daß auf dem Mars in der
Vergangenheit höherer Druck und wärmere Temperaturen herrschten. Heute
sind weite Flächen mit Sanddünen und anderen vom Wind geformten
Verwitterungsmerkmalen bedeckt.
Über das Innere des Mars ist wenig bekannt. Aus der verhältnismäßig
geringen mittleren Dichte des Planeten kann man den Schluß ziehen, daß
der Mars keinen ausgedehnten Metallkern besitzt, es konnte kein meßbares
Magnetfeld festgestellt werden. Die Kruste des Mars ist etwa
schätzungsweise 200 Kilometer dick – fünf- oder sechsmal so dick
wie die Erdkruste.
die
suche nach leben
Die Vorstellung,
daß auf dem Mars Leben vorhanden sein könnte, hat eine lange Geschichte.
1877 behauptete der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli ein
planetenüberspannendes Kanalsystem gesehen zu haben. Später meinte der
amerikanische Astronom Percival Lowell diese schwachen Linien seien
künstliche Kanäle. Lowell hielt sie für einen Beweis großer
Anstrengungen intelligenter Wesen, einen unfruchtbaren Planeten zu
bewässern. Spätere Beobachtungen, insbesondere mit Hilfe der Raumsonden,
widerlegten diese Spekulationen. Aufgenommene Spektren enthalten keinen
Beweis für das Vorhandensein organischer Materie. Die jahreszeitlichen
Veränderungen in diesen Gebieten sind nicht auf einen vegetativen Zyklus,
sondern auf die zu bestimmten Jahreszeiten auftretenden Marswinde
zurückzuführen. Am stärksten gegen das Vorhandensein von Leben spricht
die dünne Atmosphäre. Die Oberfläche des Planeten ist dadurch
tödlichen Dosen ultravioletter Strahlung ausgesetzt. Trotz intensivster
Suche konnte man keine Spuren von Leben auf dem Mars entdecken. |