venus
(Planet) allgemein
Der von der Sonne aus
gesehen zweite Planet. Abgesehen von Sonne und Mond ist die Venus das
hellste Objekt am Himmel. Man nennt sie auch Morgenstern (griechisch
Phosphoros, lateinisch Lucifer), wenn sie vor Sonnenaufgang im Osten
erscheint, und Abendstern (griechisch Hesperos), wenn sie nach
Sonnenuntergang im Westen zu sehen ist. Die Venus kann wegen ihrer Nähe
zur Sonne niemals mehr als drei Stunden vor Sonnenaufgang und niemals
länger als drei Stunden nach Sonnenuntergang am Himmel sichtbar sein.
Mit Hilfe eines Teleskops kann man erkennen, dass die Venus Phasen hat,
ähnlich wie der Mond. Als volle Scheibe ist sie am kleinsten, weil sie
dann – von der Erde aus gesehen – hinter der Sonne steht, also am
weitesten von uns entfernt ist. Die Venus hat bei zunehmender Phase ihre
maximale Helligkeit und dabei die Größenklasse -4,4; sie ist dann
15mal heller als der hellste Fixstern. Die Phasen und Positionen der Venus
am Himmel wiederholen sich mit einer synodischen Periode von
1,6 Jahren. Durchgänge der Venus vor der Sonne (von der Erde aus
gesehen) sind selten und treten paarweise nach jeweils mehr als einem
Jahrhundert auf. Das nächste Paar von Durchgängen wird in den Jahren
2004 und 2012 jeweils im Juni zu beobachten sein.
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Abstand
von der Sonne
kleinster:
mittlerer:
grösster:
Entfernung von der Erde
kleinster:
grösster:
Masse (Erde=1):
Radius (Erde=1):
Dichte (Wasser=1): |
107500000 km
108200000 km
108900000 km
41400000 km
257000000 km
0,82
0,95
0,95 |
|
Umlaufbahn/Rotation
Rotationszeit:
Sonnenumlaufzeit:
Neigung der Bahn:
Bahnexzentrität:
Temperaturen:
Anzahl Monde:
Atmosphäre: |
243,0 Tage
224,7 Tage
3,4°
0,01
460°C
0
Kohlendioxid,
Stickstoff;
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erforschung
Weil
die Venus vollständig von Wolken bedeckt ist und eine hohe Atmosphäre hat,
kann ihre Oberfläche von der Erde aus nur schwer erforscht werden. Genauere
Kenntnisse erhielt man in den letzten Jahren mit Hilfe von Raumsonden,
insbesondere von solchen, die in die Venusatmosphäre eintauchten. Als erste
Sonde flog die 1962 gestartete US-Raumsonde Mariner 2
dicht an der Venus vorbei, gefolgt von Mariner 5
(1967) und von Mariner 10 (1974).
Die Sowjetunion setzte Sonden auf der Venus ab. Zu nennen sind hier die
Sonden Venera 4 bis 16 von 1967 bis
1983. Die Sonden Vega 1 und 2, die
1984 zum Halleyschen Kometen starteten, flogen auch an der Venus vorbei und
setzten Landekapseln auf ihr ab, von denen einige unversehrt die Venusoberfläche
erreichten. Die USA starteten 1978 zwei Pioneer-Venus-Missionen. Bei der
zweiten wurden vier Sonden auf die Oberfläche niedergebracht, während die
weiter kreisende Raumsonde die obere Atmosphäre erforschte. Pioneer Venus 1
befindet sich auf einer Umlaufbahn um die Venus und sendet weiter Messdaten
zur Erde. Die Sonde Magellan, 1989 Richtung Venus gestartet, sandte seit
1990 Radarbilder zur Erde. Aus ihnen erhielt man mit Hilfe spezieller
Computerprogramme eindrucksvolle dreidimensionale Aufnahmen der Venusoberfläche.
atmosphäre
Die
Venus hat eine Oberflächentemperatur von rund 460 °C
oder 736 K. Der Atmosphärendruck am
Boden ist etwa 96mal so hoch wie auf der Erde. Die untere Venusatmosphäre
ist wolkenarm und besteht zu 96 Prozent
aus Kohlendioxid (CO2)
und zu 3,5 Prozent aus Stickstoff (N2).
Eine Wolkenschicht setzt in etwa 50 Kilometer
Höhe an und reicht bis etwa 70 Kilometer
Höhe, die Wolkentröpfchen bestehen vor allem aus Schwefelsäure. Veränderungen
des Schwefeldioxid- bzw. Schwefelsäuregehalts der Atmosphäre lassen
vulkanische Aktivitäten auf der Venus vermuten.
An den oberen Wolken kann man bestimmte Wolkenmuster und Wetterbedingungen
beobachten und daraus Rückschlüsse auf die Windgeschwindigkeiten ziehen.
Diese erreichen in den oberen Schichten Werte von rund 360 Kilometern
pro Stunde. Sie umwehen den gesamten Planeten, sind also in allen
geographischen Breiten nachweisbar, vom Äquator bis zu den Polen. Aus den
Flugbahnen gelandeter Sonden konnte man schließen, dass die
Windgeschwindigkeiten in den höheren Schichten zwar sehr hoch sind, dass
jedoch weit mehr als die Hälfte der äußerst dichten Venusatmosphäre nahe
der Oberfläche sehr ruhig ist. Vom Boden bis in eine Höhe von zehn
Kilometern beträgt die Windgeschwindigkeit nur etwa drei bis 18 Kilometer
pro Stunde. Die heftigeren Winde weiter oben beruhen vermutlich auf einer
Impulsübertragung von der dichteren, langsamen unteren Atmosphäre auf die
höhere Atmosphäre, wo die Dichte viel geringer ist; wegen der
Impulserhaltung ist die Geschwindigkeit hier viel höher.
Die obere Atmosphäre und die Ionosphäre der Venus konnten mit Hilfe der
Sonde Pioneer Venus 1 eingehend
untersucht werden, die einmal pro Tag diesen Teil der Atmosphäre durchflog.
Die Nachtseite der Venus ist in großer Höhe extrem kalt. (Die Temperatur
beträgt auf der Tagseite rund 40 °C
und auf der Nachtseite rund -170 °C.)
Die Venus besitzt kein eigenes Magnetfeld. Jedoch scheint der Sonnenwind
aufgrund seiner bewegten elektrischen Ladungen eine induzierte Magnetosphäre
zu erzeugen.
oberfläche
Die
Venus rotiert sehr langsam um ihre Achse, und zwar gegenläufig zum Drehsinn
der Erde. Sie wendet der Erde stets dieselbe Seite zu, wenn sich die beiden
Planeten einander auf die kürzeste Entfernung nähern.
Aus den von der Raumsonde Pioneer Venus 1,
von sowjetischen Sonden und von Radioteleskopen auf der Erde gesammelten
Daten kann man schließen, dass die Venusoberfläche eine hügelige Ebene
ist, die von zwei kontinentgroßen Hochländern – Ishtar Terra und
Aphrodite Terra – unterbrochen wird.
Mit Hilfe der leistungsfähigeren Radargeräte an Bord der Sonde Magellan
konnte man riesige Vulkane mit erstarrten Lavaflüssen erkennen und ein
ausgedehntes Gebiet mit Meteoritenkratern. Der größte von ihnen hat einen
Durchmesser von rund 160 Kilometern,
und der kleinste misst rund fünf Kilometer. Die Auflösung der Radarbilder
ist so gut, dass man noch kleinere Krater entdecken könnte, wenn solche
vorhanden wären. Jedoch verhindert die hohe Dichte der Venusatmosphäre,
dass kleinere Meteoriten bis zur Oberfläche gelangen; sie verdampfen
vorher.
In letzter Zeit ergaben sich Hinweise darauf, dass die Venus zumindest in früheren
Perioden starke tektonische Aktivitäten aufwies. Zu den Anzeichen dafür
gehören Gebirgskämme, Cañons, eine rund 1 400 Kilometer
lange wannenförmige Vertiefung der Oberfläche sowie ein gigantischer
Vulkankrater, dessen Boden einen Durchmesser von über 700 Kilometern
hat. Die sowjetischen Sonden funkten Bilder der Gegenden zur Erde, in denen
sie gelandet waren, und maßen auch die natürliche Radioaktivität des
Gesteins. Diese Radioaktivität ähnelt der unseres Granits. Das lässt
vermuten, dass sich das Gesteinsmaterial der Venus infolge vulkanischer
Aktivität in Gesteine mit unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen
aufspaltete.
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